Gewaltsensibles, präventives Handeln in der Hebammenarbeit

Im BSc Hebamme am Departement Gesundheit der Berner Fachhochschule wird das Themenfeld Gewalt/Gewaltprävention durch Fachexpert*innen (Fachstellen, Opferhilfe, Hebammen, Forschung) an die Hebammenstudierenden vermittelt. 

Gewaltsensibles und präventives Handeln in der Hebammenarbeit ist ein zentrales Public-Health-Thema. Hebammen sind in ihrer Berufspraxis durch die Nähe zu Frauen und Familien im klinischen und häuslichen Umfeld oft mit häuslicher Gewalt konfrontiert. Hebammenstudierende erwerben ein breites gewaltspezifische Fachwissen für die Begleitung von Frauen und Familien während Schwangerschaft, Geburt und Nachgeburtszeit. Wahrnehmungs-, Kommunikations- und Handlungsfähigkeiten sind für Hebammen unabdingbar, um Frauen und Partner*innen ansprechen und mit den von Gewalt betroffenen sowie den gewaltausübenden Menschen angemessen umgehen zu können. Ein lösungsorientierter Ansatz und interprofessionelle Zusammenarbeit sind erforderlich. Frauen und Familien brauchen sichere Unterstützung, um eigenverantwortlich und selbstwirksam handeln zu können. Die Hebamme ist hierbei oft die erste Fachperson, die mit den Gewaltbetroffenen einen gesundheitsfördernden Prozess einleiten kann.

Hebammenarbeit erfordert reflektiertes Denken und Handeln, da in der Geburtshilfe unbewusst Entscheidungen und Handlungen ausgeführt werden können, die von Frauen oder ihren Partner*innen als übergriffig und gewaltvoll erlebt werden können. Die Studierenden setzen sich daher kritisch mit ethischem Handeln in ihrer Arbeit in interprofessionellen Teams auseinander. Sie erwerben Wissen für eine vernetzte, interdisziplinäre Zusammenarbeit und entwickeln in Seminaren und Skills-Trainings Handlungskompetenzen für die Berufspraxis.

Im Bachelor-Studiengang Hebamme der Berner Fachhochschule werden im zweiten und dritten Studienjahr interprofessionelle Lernveranstaltungen wie Vorlesungen, Seminare und Kommunikationstrainings zu den Themen häusliche Gewalt, Betroffenheit von Kindern bei häuslicher Gewalt, Kindeswohlgefährdung, Hilfsangebote (Fachstellen häusliche Gewalt, Opferschutz), Recht und Strafrecht, weibliche Genitalbeschneidung, Substanzkonsum, posttraumatische Belastungsstörung, rassistische Diskriminierung sowie Gewalt und Zwang in der Geburtshilfe angeboten. Die Studierenden werden dazu befähigt, Frauen und Eltern in komplexen Situationen auf der Grundlage eines menschenrechtlichen Ansatzes professionell zu begleiten und gewaltsensibel und interprofessionell reflektiert zu handeln.  
In weiterführenden Studiengängen, wie z. B. Master-Studiengängen, wird die Gewaltprävention aus Public-Health-Perspektive zur Förderung der Frauen- und Familiengesundheit vertieft.
 

Letzte Änderung: 29.11.2023

Neu erfasste Projekte