Zeug*in oder Opfer von Aggression oder Gewalt im Gesundheitswesen zu sein, ist kein unvermeidliches Schicksal. Wir können handeln. Solche Situationen können erkannt, gemeldet, bewältigt und in Zukunft verhindert werden.
Ein Modul zur Prävention von und zum Umgang mit Gewalt und Aggressivität in der Gesundheitsversorgung wird im Bachelorstudiengang der Hochschule für Gesundheit Freiburg (HEdS-FR) angeboten. Dieses obligatorische Modul wird Studierenden des dritten Jahres auf Deutsch und Französisch vermittelt und umfasst eine dreitägige spezifische Schulung zu folgenden Themenbereichen: häusliche Gewalt, horizontale Gewalt / Mobbing / sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz sowie Gewalt und Aggressionen von gepflegten Personen oder deren Umfeld. Das Hauptziel der Kurse ist der Erwerb konkreter Mittel zur Prävention von und zum Umgang mit Gewalt und Aggressivität.
Das Thema häusliche Gewalt wird mit theoretischen Inputs und Präsentationen mehrerer Freiburger Einrichtungen und Vereine vertieft: OHG-Zentren, Paar- und Familienberatung sowie EX-pression. Anschliessend analysieren die Studierenden Videoausschnitte mit Hilfe des Interventionsprotokolls DOTIP für Fachpersonen des Kantons Freiburg.
Der Themenbereich horizontale Gewalt / Mobbing / sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz wird mittels Rollenspiele erarbeitet, bei denen die Studierenden in einer sicheren Lernumgebung üben können, Mobbingverhalten zu erkennen und darauf zu reagieren.
In Bezug auf Gewalt und Aggressionen von gepflegten Personen oder deren Umfeld entwickeln die Studierenden mittels Simulationen Kompetenzen zur Entschärfung und Deeskalation und in praktischen Workshops technische Fertigkeiten zum Disengagement (Loslösung). Für alle praktischen Kurse werden Gruppen von zehn Studierenden gebildet. Während des gesamten Moduls gibt es Hilfestellungen für Studierende, die persönlich von Gewalt betroffen sind und bei denen diese Thematik ein Unbehagen wecken oder verstärken könnte.
Zehn Lehrkräfte mit unterschiedlichem Hintergrund sowie externe Referentinnen und Referenten mit Fachwissen in einem oder mehreren der Themenbereiche sind an diesem Modul beteiligt. Im Vorfeld wurde eine fünftägige Lehrer*innenfortbildung durchgeführt, damit die Lehrpersonen Kompetenzen als Teamausbildende im Umgang mit Aggression und Gewalt in der Gesundheitsversorgung erwerben konnten. Sie erhielten ausserdem eine zusätzliche Schulung in an Krav Maga angelehnten Disengagement-Techniken, wobei der Schwerpunkt auf der Erlernung und Entwicklung von auf den Pflegekontext zugeschnittenen Selbstverteidigungsfertigkeiten lag.