Praxisorientierte Didaktik HF Pflege: "Häusliche Gewalt erkennen und handeln"

Den Studierenden werden Praxisbeispiele und Interventionen vermittelt z.B Verabreichung von Analgetika, Spurensicherung, Anfertigung von gerichtsverwertbaren Dokumenten und die Sicherheitsabklärungen für die Betroffenen.

Beim Thema häusliche Gewalt muss den Dozierenden bewusst sein, dass im Klassenzimmer unter Umständen bereits traumatisierte Betroffene präsent sind. Es bewährt sich daher Studierende darauf vorzubereiten, dass in den bevorstehenden Unterrichtseinheiten das Thema häusliche Gewalt unterrichtet wird.

Trotz Awareness Kampagnen ist das Thema noch mit Tabus behaftet. Im ersten Schritt des Unterrichts werden gezielte Impulsfragen gestellt: Was ist bereits bekannt zu der Situation in der Schweiz? Gab es bereits Erfahrungen in der beruflichen Praxis mit Betroffenen?

Erhebungen der Opferberatung zeigen den Studierenden auf, dass rund ein Viertel der Gewaltbetroffenen sich den Gesundheitsfachpersonen anvertrauen. Das Ziel ist zu erkennen, dass sie eine wichtige Schlüsselfunktion haben.

Häusliche Gewalt wird gemäss Art.3b/ Istanbul – Konvention definiert. Dies zeigt den Studierenden auf, dass es weit über die bekannte physische Gewalt geht. Nebst den verschiedenen Formen, werden Ursachen, Einflussfaktoren und Phänomene aufgezeigt.  
Im Sinne der Gleichstellung der Geschlechter werden die Studierenden des Bildungsganges HF Pflege im Unterricht sensibilisiert, dass auch Männer Opfer von Gewalt in Paarbeziehungen sein können. Zahlen von Partnerschaftsgewalt aus dem Bundesamt für Statistik werden den Studierenden aufgezeigt, um diese Realität zu verdeutlichen.

Die Literatur beschreibt, dass Kindesmisshandlung im klinischen Alltag oft nicht als solche erkannt wird. Den Studierenden des Bildungsganges Pflege werden deshalb Formen der Kindesmisshandlung aufgezeigt mit konkreten Abbildungen über die misshandlungsverdächtigen Lokalisationen von Hämatomen. Auch werden Warnsymptome bei sexueller Misshandlung und das konkrete Vorgehen bei Misshandlungsverdacht besprochen.

Im nächsten Schritt wird der Gewaltzyklus nach Walker vorgestellt. Dieses psychologische Erklärungsmodell ist dienlich, um auf das Phänomen "Gewalt" professionell reagieren zu können.

Die kantonalen Richtlinien zum Schutz von gewaltbetroffenen Personen sind für die berufliche Praxis der Studierenden von zentraler Bedeutung.

Abschliessend wird der international anerkannte Handlungsleitfaden S.I.G.N.A.L vorgestellt.
Im Leitfaden entspricht jeder Buchstabe einer Empfehlung der Vorgehensweise für die Gesundheitsfachpersonen mit Beispielssätzen. 
 

Letzte Änderung: 30.10.2023

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