Das Soziale Rezept in der Hausarztpraxis – SoReA

Hausärztinnen und Hausärzte verweisen Patientinnen und Patienten ab 60 Jahren mit sozialen Herausforderungen mittels sozialen Rezepts an geeignete Unterstützungsangebote aus dem Gemein- und Sozialwesen.

In der Hausarztpraxis werden oftmals neben gesundheitlichen Erkrankungen auch soziale Problemlagen beobachtet. Die aktuelle Versorgung von Patientinnen und Patienten im Gesundheitswesen ist allerdings stark auf die medizinische Versorgung von Krankheiten ausgerichtet. Eine Berücksichtigung von psycho-sozialen Aspekten findet oftmals zu wenig statt.

Daher werden seit Anfang 2025 soziale Determinanten von Gesundheit systematisch in einer Winterthurer Hausarztpraxis integriert. Patientinnen und Patienten ab 60 Jahren werden mithilfe eines eigens entwickelten «Screening-Tools zur allgemeinen Lebenssituation» zu sozialen Belastungen (z. B. Einsamkeit, finanzielle Probleme, Wohnfragen) befragt und – sofern gewünscht – durch ein «Soziales Rezept» an geeignete Unterstützungsangebote aus dem Gemein- und Sozialwesen verwiesen. So entsteht eine strukturierte, intersektorale Nahtstelle zwischen Hausärztinnen, Hausärzten und lokalen Unterstützungsangeboten.

Analog zu internationalen Erfahrungen gehen wir davon aus, dass sich bei diesen Patientinnen und Patienten insbesondere Wohlbefinden und Gesundheit, die soziale Verbundenheit, die Selbstwirksamkeit und die Zuversicht steigern sowie das Gefühl von Einsamkeit verringern lassen. Zudem fördert dieser Ansatz die intersektorale und integrierte Versorgungskultur, die Versorgungsqualität und Chancengerechtigkeit. Darüber hinaus können die medizinische Grundversorgung bzw. die Hausärztinnen und Hausärzten entlastet werden.

Langfristig sind eine Ausweitung auf weitere Hausarztpraxen und Altersgruppen der Patientinnen und Patienten sowie eine Integration von «Link-Workern» geplant, um soziale Unterstützung nachhaltig in der Primärversorgung zu verankern. Link-Worker sind Fachpersonen, die in einem persönlichen Gespräch mit den Betroffenen entsprechende soziale Herausforderungen erörtern und über die weiteren individuellen Möglichkeiten bzw. zur Verfügung stehenden Angebote im Gemein- und Sozialwesen informieren.

Das «Soziale Rezept in der Hausarztpraxis» ist ein gemeinsames Projekt von Careum (Alexandra Wirth, Gert Ulrich), dem Departement Soziale Arbeit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, vertreten durch Esther Bussmann und Karin Werner und dem Winterthurer Hausarzt und ärztlichen Leiter des Medizin & Chiropraktik Zentrums Winterthur, Sandro Speck, in Abstimmung mit lokalen Partnern (Fachstelle Alter und Gesundheit der Stadt Winterthur, Pro Senectute Kanton Zürich, Dienstleistungscenter Winterthur und Weinland sowie Altersforum Winterthur).

Letzte Änderung: 20.10.2025

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