Simulierte Praxis: Erkennung von häuslicher Gewalt und Gesprächsführung

Während zwei Tagen üben sich die Studierenden des BSc-Studiengangs Hebamme an der Hochschule für Gesundheit Genf in der Erkennung häuslicher Gewalt. Dazu wird insbesondere ein vorgeburtliches Gespräch mit einer standardisierten Patientin simuliert.

Für den Erwerb allgemeiner und spezifischer Kompetenzen werden alle Studierenden des Studiengangs Hebamme schon im ersten Jahr in Kommunikations- und Gesprächstechniken eingeführt. Im zweiten Jahr lernen sie die Anwendung dieser Techniken im Bereich der perinatalen Pathologie. So können sie im dritten Studienjahr diese Gesprächsmittel in einem komplexen Kontext der Perinatal Medizin vertiefen. 
Parallel dazu werden die Studierenden in allen Aspekten der Perinatal Medizin und der Frauengesundheit ausgebildet. Ab dem 1. Studienjahr werden Kurse zu öffentlicher Gesundheit, Determinanten der Frauengesundheit und Migration durchgeführt. Im zweiten Jahr folgen Kurse zu den Krankheitsbildern in der Geburtshilfe und Gynäkologie sowie zum Thema Gewalt, damit sich die besonderen, schwierigen Behandlungswege von Frauen nachvollziehen lassen.

Im dritten Jahr, in dem zweitägige Schulungen zur Auseinandersetzung mit komplexen Situationen vorgesehen sind, wird die Erkennung von häuslicher Gewalt behandelt. Im geschützten Rahmen des Hörsaals gibt es Referate von Fachpersonen, Fallbeispiele und simulierte Praxis mit einer standardisierten Patientin.

Die allgemeinen Ziele dieser beiden Tage sind: 

  • Erkennung von Geschlechterstereotypen und verschiedenen Arten von Gewalt;
  • Kenntnis des Schweizer Rechtsrahmens;
  • Kenntnis des Gewaltkreislaufs, der Mechanismen psychologischer Einflussnahme, des Opfer- und Täterprofils; 
  • Erkennung von Gewalt, Einschätzung des Schweregrads und Weiterverweisung der Opfer im Westschweizer / Genfer Netzwerk;
  • Vermittlung der Betroffenen an Hilfsangebote von Verbänden, Behörden usw.;
  • Kenntnis der strafrechtlichen Verantwortung von Pflegenden in Bezug auf die Erkennung von Gewalt.

In der Regel werden am ersten Tag zunächst die Konzepte und Statistiken eingeführt sowie das Fachnetzwerk vorgestellt. Dann berichten Referentinnen und Referenten über ihre Erfahrungen in diesem Bereich. 
Am zweiten Tag üben die Studierenden in einer kleinen Gruppe mit einer standardisierten Patientin (Schauspielerin, die eine von häuslicher Gewalt betroffene Frau spielt). 
Dabei wird Wert auf einen geschützten, wohlwollenden Rahmen gelegt, der die Möglichkeit berücksichtigt, dass die Teilnehmenden als Pflegende / Frauen allenfalls auch (ehemalige) Opfer von Gewalt sind. Eine grosse Herausforderung besteht darin, eine Retraumatisierung zu vermeiden.
 

Letzte Änderung: 30.10.2023

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