AdoASSIP ist eine Kurzintervention zur Suizidprävention bei Jugendlichen nach Suizidversuchen. Sie richtet sich an betroffene Jugendliche und deren Familien und ergänzt die bestehende Therapie zur Rückfallprävention.
Das altersspezifische Präventionsprogramm AdoASSIP (Attempted Suicide Short Intervention Program for Adolescents) hat zum Ziel, das Wiederholungsrisiko von Suizidversuchen und das Suizidrisiko bei Jugendlichen nach stationärer oder akutpsychiatrischer Betreuung zu reduzieren. Das gut etablierte und als hoch wirksam evaluierte ASSIP für Erwachsene wird in diesem Projekt erstmals systematisch auf Jugendliche angepasst und angewendet. Das Projekt wird durch die Projektförderung Prävention in der Gesundheitsversorgung (PGV) bei Gesundheitsförderung Schweiz unterstützt.
Kurzintervention in vier Sitzungen
Die Kurzintervention AdoASSIP beinhaltet vier Sitzungen. In der 1. Sitzung, die auf Video aufgezeichnet wird, schildern die Betroffenen, wie es zum Suizidversuch kam. Relevante Videoseqenzen werden in der 2. Sitzung mit den Betroffenen analysiert, um gemeinsam zu verstehen, wie es zur suizidalen Handlung kam und die damit verbundenen Emotionen zu verarbeiten und alternative Handlungsräume zum Suizidversuch zu erarbeiten. In einer 3. Sitzung werden Bewältigungsstrategien konkretisiert und in einem Notfallplan auf Papier und/oder einer bereits existierenden jugendgerechten App festgehalten. Diese helfen bei zukünftigen Krisen erneute suizidale Handlungen zu vermeiden. In der 4. Sitzung werden, wenn möglich, mit der Familie und der Nachbehandlerin bzw. dem Nachbehandler die Warnzeichen und der Notfallplan besprochen.
Follow-Ups während zwei Jahren
Anschliessend finden während 2 Jahren Follow-Ups (Woche 1, 2 und dann viertjährlich) statt, die sicherstellen sollen, dass Betroffene notwendige Unterstützung erhalten. AdoASSIP wird in 13 Kantonen (AI, AR, BE, BL, BS, GE, LU, NW, OW, SG, TG, VD, ZH). In jedem der Kantone werden die zuweisenden Organisationen geschult, Jugendliche nach Suizidversuchen zu identifizieren und den Organisationen zuzuweisen, die das Programm AdoASSIP durchführen.
Aufbau lokaler Versorgungsnetze
Die durchführenden AdoASSIP-Therapeutinnen und -Therapeuten vernetzen sich mit den Nachbehandelnden, die die Jugendlichen nach ihrem Suizidversuch längerfristig begleiten. Die Versorgungskette für Jugendliche nach Suizidversuchen wird in jedem Kanton je nach den lokalen Gegebenheiten aufgebaut und der Austausch zwischen den Versorgern gefördert. Es entstehen lokale Versorgungsnetze, die durch die Gesamtkoordination des Projektes miteinander im Austausch stehen und sich zu Expertenzentren zur Rückfallprophylaxe nach Suizidversuchen im Jugendalter etablieren sollen.
Auf dieser Webseite befinden sich weitere Suizidpräventionsprojekte der Prävention in der Gesundheitsversorgung: ASSIP flex, ASSIP in der Westschweiz und das Projekt SERO (Suizidprävention einheitlich regional vernetzt).
Künstlerin des Bildes: Neva Vogel