Hebammen erkennen und verhindern Gewalt gegen Frauen

Studierende des Master-Studiengangs Hebamme an der Berner Fachhochschule setzen sich mit den Lebensumständen von geflüchteten schwangeren Frauen und deren Gewalterfahrungen auf der Flucht auseinander.

Das Erkennen und Verhindern von Gewalt gegen schwangere Frauen ist ein Schlüsselelement in der heutigen Praxis von Hebammen und Advanced Practice Midwives. Um sicherzustellen, dass Hebammen, die einen MSc der BFH absolvieren, ein Verständnis für dieses relevante Public-Health-Thema haben, wird es in zwei hebammenspezifischen Modulen behandelt: «Diversitätssensible Hebammenarbeit» und «Midwife Refugee Kit».

Obwohl Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt jede Frau mit beliebigem Hintergrund betreffen kann, behandeln die Module dieses wichtige Problem der öffentlichen Gesundheit im Kontext von Migration und Fluchterfahrungen. Geflüchtete Frauen haben weite Strecken zurückgelegt, meist unter harten Bedingungen, und sind auf ihrer Reise häufig Gewalt ausgesetzt. Im Pflichtmodul «Diversitätssensible Hebammenarbeit» (5 ECTS) werden Inhalte zu sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt (SGBV) vermittelt, wie z.B.:

  • Einordnung der SGBV in die verschiedenen Formen von geschlechtsspezifischer Gewalt (physisch, psychisch, sozial, sexualisiert, strukturell)
  • SGBV im Fluchtkontext: geschlechtsspezifische Verfolgung, sexualisierte Gewalt auf Fluchtrouten, geschlechtsspezifische und strukturelle Gewalt im Zufluchtsland (Asyl- und Migrationspolitik)
  • Facetten SGBV im Fluchtkontext: von der Vor-Konflikt-Phase im Heimatland über die Transitrouten, den Asylkontext und die Neuansiedlung im Gastland

Im Wahlmodul «Midwife Refugee Kit» (1 ECTS) werden u.a. folgende Inhalte vermittelt:

  • Einführung: Erläuterungen zu den Gründen der schlechtere perinatalen Gesundheitsergebnissen für Mutter und Kind: u.a. auch höhere Risiken für Gewalterfahrungen
  • Traumasensibles arbeiten: diverse Expertinnen Interviews aus dem Feld und neuste Zahlen und Studienerkenntnisse zu sexualisierter Gewalt und Traumafolgestörungen bei geflüchteten Frauen
  • Female Genitale Cutting: Informationen und Präventionsstrategien mit Expertinnen Interviews und neuen Studien. Best Practice in Sachen Kommunikation und Erkennen

Hebammen und andere Gesundheitsfachpersonen, die in der Geburtshilfe tätig sind, müssen die betroffenen Frauen möglicherweise nicht nur dabei begleiten und unterstützen, das Trauma des Verlassens ihrer Heimat und die Strapazen der Reise zu bewältigen, sondern auch das Trauma häuslicher und/oder sexueller Gewalt, das sie auf ihrem Fluchtweg erfahren haben. Die zwei Module fördern das Wissen und das Verständnis für die Lebensumstände betroffener Frauen und die Risiken, denen sie ausgesetzt sind. 
 

Letzte Änderung: 29.11.2023

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